Die Bestandsaufnahme im Umweltschutz
Teil 3: Vorbereitung einer Umweltprüfung

Je besser die Umweltprüfung vorbereitet ist, desto besser wird ihre Durchführung klappen. Zur Vorbereitung gehören die folgenden Schritte:

Bildung eines Prüfungsteams

Das Prüfungsteam dient nicht nur dazu, die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen, sondern hilft auch, die nötigen Fachkompetenzen in die Arbeit einzubeziehen, die notwendige Beteiligung der Mitarbeiter sicherzustellen (Beteiligung sichert Akzeptanz der Ergebnisse, und Akzeptanz der Ergebnisse erleichtert die Umsetzung der nötigen Maßnahmen) und die Ergebnisse hinterher im Betrieb zu kommunizieren.

Umfang der Bestandsaufnahme festlegen

Wie wollen Sie vorgehen? Zuerst einen Pilotbereich untersuchen, und dann mit den gewonnenen Erfahrungen den Rest des Betriebes? Oder zuerst einen groben Überblick gewinnen, und dann relevante Bereiche im Detail untersuchen? Welche Umweltaspekte müssen Sie berücksichtigen? Die Normen machen Vorschläge (s.u.), entscheiden müssen Sie selbst. Wollen Sie weitere Aspekte einbeziehen? Dies hängt von Ihren Zielen ab: Wenn Sie z.B. Kosten sparen wollen, sollten Sie bei der Bestandsaufnahme Kosten erfassen, sonst fehlt Ihnen hinterher möglicherweise die Rechengrundlage. Wie tief soll die Prüfung gehen? Die Umweltauswirkungen ihrer Produkte können Sie möglicherweise nur mit einer Öko-Bilanz genau ermitteln, die aber einen hohen Aufwand bedeutet. Lohnt sich der Aufwand in Ihrem Fall?

Sowohl EMAS-Verordnung (im Anhang VI) als auch ISO 14001 (im Anhang A.3.1) machen Vorschläge für die Umweltaspekte, die die Organisation ggf. berücksichtigen sollte. Natürlich muss die Organisation prüfen, ob diese im Einzelfall für sie relevant sind. Unterschieden wird dabei zwischen direkten Umweltaspekten, die die Organisation direkt verursacht, und indirekten Umweltaspekten, die durch die Tätigkeiten oder Produkte der Organisation anderswo verursacht werden, z.B. bei ihren Kunden oder Lieferanten. Die Formulierungen in den beiden Vorgaben unterscheiden sich, inhaltlich sind sie jedoch ähnlich und lassen sich wie folgt zusammenfassen.

Direkte Umweltaspekte

- Ressourcennutzung (Rohstoffe, Wasser, Energie, Boden)
- Emissionen in die Luft
- Einleitungen in Gewässer
- Verunreinigung von Böden’
- Umgang mit Abfällen
- sonstige relevante Themen (z.B. Erschütterungen, Gerüche,
  Biodiversität, ...)
- Verkehr (Warenverkehr, Arbeitnehmer)

Indirekte Umweltaspekte

- Produktentwicklung
- Verpackung der Produkte
- Zusammensetzung des Produkt- und Dienstleistungsangebots
- Umweltleistung von Auftragnehmern und Zulieferern
- Gewinnung von Rohstoffen

Bei den indirekten Umweltaspekten hängt der Einfluss der Organisation natürlich von externen Faktoren wie Marktsituation, Lieferanten etc. ab. Oft gibt es aber Einflussmöglichkeiten im Zusammenhang mit dem Beschaffungswesen, dann müssen Umweltauswirkungen ermittelt und im Managementsystem berücksichtigt werden.

Vorbereiten von Plänen, Erfassen der Aktivitäten

Für die Bestandsaufnahme sollten Sie Kartenmaterial und eine Darstellung der betrieblichen Aktivitäten vorbereiten. Manche Umweltaspekte lassen sich gut in Karten darstellen, dazu brauchen Sie einen Lageplan, der auch die nähere Umgebung umfasst, und einen (oder, je nach Umfang der untersuchten Organisation, mehrere) Standortplan. Fertigen Sie Kopien an, in die Sie auch Schreiben oder Zeichnen können; wenn Sie sich für die ecoMapping-Methode (siehe unten) entscheiden, benötigen Sie mehrere Kopien des Standortplans/der Standortpläne. Für die Darstellung der betrieblichen Aktivitäten eignen sich Flowcharts sehr gut, wie sie im >> Prozessmanagement verwendet werden, weitere Informationen finden dort.

Erfassen der umweltrechtlichen und anderen umweltrelevanten Anforderungen

Um die Anforderungen ermitteln zu können, müssen zu zunächst einmal herausfinden, welche Vorschriften für Ihren Betrieb relevant sind. Wenn Sie betriebliche Umweltschutzbeauftragte haben, sollten diese für ihren jeweiligen Bereich die Vorschriften können, ansonsten können Ihnen Aufsichtsbehörden, Branchenverbände, externe Berater etc. weiterhelfen. Die wichtigsten Rechtsvorschriften im Umweltrecht finden Sie im
- Immissionsschutzrecht
- Gewässerschutzrecht
- Abfallrecht
- Gefahrstoffrecht

Sie brauchen Zugang zu den Texten der relevanten Rechtsvorschriften, z.B. in Form eines Buches, einer CD-ROM oder über eine Internet-Datenbank.

Wichtig sind auch Genehmigungen, denn die darin enthaltenen Nebenbestimmungen, Auflagen und Hinweise definieren für Ihren Betrieb den Stand der Technik. Bei Unternehmen, die eine Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz haben, kommt dieser praktisch die größte Bedeutung zu. Durch ihre sogenannte "Konzentrationswirkung" ersetzt sie alle nach anderen Gesetzen erforderlichen Genehmigungen mit Ausnahme der wasserrechtlichen Erlaubnis und Bewilligung.

Was jetzt folgt, ist wohl nirgendwo sonderlich beliebt: Diese Vorschriften aus dem Verzeichnis und die Genehmigungen (hier vor allem die "Auflagen" und "Hinweise") müssen durchgearbeitet werden; die auf den Betrieb zutreffenden umweltrelevanten Anforderungen in eine Checkliste übernommen werden. In der Regel ergeben sich dabei 2 Kategorien von Anforderungen:

- Anforderungen, deren Einhaltung durch Unterlagenstudium überprüfen werden kann (z. B. bei nach Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigungspflichtigen Betrieben: Sind die Immissionserklärungen abgegeben worden?), ggf. auch im Gespräch mit den verantwortlichen Mitarbeitern.

- Anforderungen, die sinnvollerweise (um Doppelarbeit zu vermeiden) in die Checklisten für die Betriebsbegehung (siehe "Ermittlung der bedeutenden Umweltaspekte") übernommen werden sollten, um die Umsetzung im Betrieb zu überprüfen (z.B.: Entspricht die Kennzeichnung des Gefahrstofflagers den Vorschriften?).

Festlegen der Prüfungsmethoden

Wie wollen Sie Ihre Bestandsaufnahme durchführen? Wollen Sie die Methode des ecoMapping (siehe Box) anwenden? Wollen Sie mit Checklisten arbeiten? Welche Informationen können Sie aus Unterlagen erhalten? Treffen Sie nun diese Entscheidungen.

ecoMapping ist eine speziell für kleine Unternehmen entwickelte Methode zur Bestandsaufnahme, die mit Karten arbeitet: Auf der Basis einer Grundrisses des Betriebes und von Leitfragen werden die ecomaps (Öko-Karten; Themen Wasser; Boden; Luft, Geruch, Staub und Lärm; Energie; Abfall; Sicherheit) erstellt, die eine systematische Bestandsaufnahme ermöglichen und gleichzeitig die Ergebnisse visualisieren.

Weitere Informationen zu ecoMapping finden sie >>
hier, eine deutschsprachige Anleitung ist in Vorbereitung.

Bewährt hat sich, als Grundlage der Flowcharts (siehe oben, “Erfassen der Aktivitäten”) Checklisten zu erstellen, die für diese Produktion die wesentlichen technischen und umweltrelevanten Daten abfragen. Dabei werden die wesentlichen Emissionen, Abwässer, Abfallanfälle und Möglichkeiten der Bodenkontamination berücksichtigt, immer auch unter Beachtung möglicher Stör- und Unfälle. Gleiches wird im nächsten Schritt für möglicherweise vorhandene zentrale Bereiche (Verwaltung, Werkstatt, Tankstelle, Energieumwandlung, Kantine etc.) gemacht. In diesen Checklisten sollten auch die Fragen aus der Sichtung der umweltrechtlichen Vorschriften auftauchen.

Um einen Überblick über den Ressourcenverbrauch zu erhalten, ist das Minimum eine grobe betriebliche Input-Output-Bilanz, also die Erfassung betrieblicher Inputs (Ressourcen- und Energieeinsätze) und Outputs (Produkt, Abfälle, Emissionen, Abwasser), bezogen auf ein Betriebsjahr.

Vorbereiten von Checklisten / Fragebögen

Bereiten Sie die Checklisten für die Prüfungsbereiche (s.o.) vor. Als Basis können Sie vorhandene Checklisten (wie sie z.B. oft in Branchenleitfäden Umweltschutz o.ä. zu finden sind) nehmen, sie sollten diese aber immer sorgfältig überarbeiten und betriebsspezifische Fragen (z.B. “Erfassen umweltrechtlicher Anforderungen”) aufnehmen. Für eine leichtere Auswertung sollten die Fragen so formuliert sein, dass sie sich möglichst mit "ja" oder "nein" beantworten lassen. Damit dabei keine Informationen verloren gehen, sollte aber Platz für Anmerkungen vorgesehen werden.

Neben den Checklisten sollten für die Gespräche mit den Mitarbeitern spezielle Fragebögen erstellt werden. In diesen werden z. B. der Wissenstand und die Motivation im Umweltschutz allgemein und speziell im Betrieb abgefragt. Weiter sollte überprüft werden, ob und wo sich die Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz Umweltbelastungen, z.B. Staub, Lärm, usw. ausgesetzt sehen. Auf jeden Fall sollte auch überprüft werden, ob bestehende Regelungen zum Umweltschutz den Mitarbeitern bekannt sind. Fragen, die sich nicht mit "ja" oder "nein" beantworten lassen, sollten mit einer Zahlenskala (z.B. Schulnoten) versehen sein. Dies erleichtert die Auswertung.

Zeitplanung

Überlegen Sie, wie lange Sie für die einzelnen Teil-Bestandsaufnahmen brauchen, wann Sie diese am besten machen und vereinbaren Sie Termine mit den betroffenen Abteilungen.

Weiter zu >> Teil 4: Durchführung der Bestandsaufnahme

Vorhergehende Kapitel:
>> Teil 1:
Bedeutende Umweltaspekte bestimmen
>> Teil 2:
Rechtsvorschriften und weitere Schlüsselbereiche

© Jürgen Paeger 2004 - 2009